Die Rheinbrücken
Zur Einweihung der renovierten Theodor-Heuss-Brücke in Mainz wurden drei Brückenmodelle, die die Verbindung zwischen Mainz und Mainz-Kastel dokumentieren, gebaut: eine Römerbrücke, eine Schiffsbrücke mit Holzschiffen als Pontons aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und die Theodor-Heuss-Brücke (so ihr heutiger Name) aus dem Jahre 1936. Die Modelle sind im Museum Castellum in Mainz-Kastel ausgestellt. Das Museum Castellum in den alten Gemäuern der Reduit von 1832 veranschaulicht die über 2000-jährige Geschichte Kastels bis zur Gegenwart.
Der Weg zu den Brücken
Eine Dokumentation des Zusammenbaus von Hans-Georg Mundschenk und Rolf Nitsche
Modelle von Brücken sind sehr selten in Museen zu finden und wenn dann in der technischen Abteilung. Brücken mit historischem Hindergrund bilden meistens nur den Rahmen zur eigentlichen Handlung wie zum Beispiel die Brücke von Remagen oder die Brücke am Kwai.
Im Falle der Mainzer Rheinbrücken standen diese jedoch auschließlich im Blickpunkt des Geschehens. Sie waren die Hauptdarsteller in dem Stück "3 Brücken in kurzer Zeit in maßstäblichen Nachbildungen". Die Realisierung dieses Vorhabens durch Mitglieder des 1. Modellbauclubs Mainz e. V. wird hier am Beispiel der Römerbrücke geschildert.
Die Römerbrücke
Im Maßstab 1:87 entworfen, konnten durch die Vorgabe der Vitrinengröße statt der ursprünglichen 22 Pfeiler nur 10 nachgebildet werden. Bei einem kleineren Maßstab wären die filigranen Geländer und die Abstände der Pfeiler nicht mehr zur Geltung gekommen.
Als erstes wurden die Pfeiler nach Plänen von Rolf Nitsche durch Manfred Handwerker aus Holz erstellt. Diese Rohlinge wurden von Hans-Gg. Mundschenk geglättet und mit einer Mauernachbildung versehen. Dieser Pfeiler wurde abgeformt und ergab die Urform für alle künftigen Pfeilermodelle. Jeder Pfeiler bestand aus 1 Hauptpfeiler, 4 Tragpfeilern, 6 Teilen Mauersimsen, 2 Maueraufsätzen sowie 2 Mauerabschlußplatten, insgesamt 15 Einzelteilen. Der fertige Pfeiler wurde mit Wasserfarbe bemalt und mit Klarlack besprüht, um die Farben griffest zur weiteren Bearbeitung zu machen.
Die Pfeiler wurden anschließend in vorher festgelegten Abständen auf einer Holzplatte angebracht, indem jeweils unter der Auflagefläche einzelne Löcher gebohrt und mit Zementspachtel verfüllt wurden (Pfahlverbindung). Die Pfeilerzwischenräume wurden mit Holzgestellen aus Balsa überbrückt bzw. geschlossen, wobei der untere Belag mit jeweils 11 Hölzern angefertigt und der eigentliche Fahrweg mit einer Balsaplatte angefertigt wurde. Das Holzgeländer wurde einzeln angefertigt, da die Zwischenräume zwischen den einzelnen Hölzern im Millimeterbereich differierten und nur im Bau ausgeglichen werden konnten. Die einzelnen Abschnitte des Holzbelages wurden in Segmentbauweise angefertigt, um die fertigen herausnehmen und anschließend mit Lasur überstreichen zu können. Der Farbton des Holzbelages ist ausschließlich aufgrund der Lasur entstanden und enthält keine Farbe.
Im Zugangsbereich der Brücke wurden Säulen (HO-Maßstab) angebracht, die ebenfalls aus einer Holzform abgeformt und aus Gips gegossen wurden. Auf den Säulen befinden sich Büsten, die in römischer Zeit den jeweiligen Kaiser darstellten. Den eigentlichen Abschluss an den Seiten bilden mehrere Funierholzplatten, die sich nahtlos in die Gesamtansicht einfügen.
Die Gestaltung des Ufers und der Wasserfläche erfolgte mit handelsüblichen Materialen, wobei die Wassernachbildung aus gefärbtem Ponal und Mikrowellenfolie den besten Effekt erzielte.
Die Bauzeit dauerte annähernd 4 Monate (ca. 100 Stunden), und die Materialkosten beliefen sich auf ca. 800 DM.
Am Bau der Römerbrücke haben mitgewirkt: Hans-Gg. Mundschenk, Sylvia Grohmann-Mundschenk, Rolf Nitsche, Thomas Hergert und Manfred Handwerker.